NARKOLEPSIE UND REM-SCHLAF
Der durchschnittliche Schlaf eines Erwachsenen dauert ungefähr acht Stunden und beinhaltet vier bis sechs Schlafzyklen. Ein Schlafzyklus beginnt mit drei Phasen im Nicht-REM-Schlaf, auf den die finale Phase des REM-Schlafs folgt. Der Nicht-REM-Schlaf bezieht sich auf den Schlaf, in dem kein schnelles Augenrollen stattfindet und beginnt mit leichten Schlaf. Von Phase zu Phase wird der Schlaf immer tiefer. Nach ca. 90 Minuten startet die erste Phase des REM-Schlafs. REM stammt aus dem Englischen und steht für „rapid eye movement“ (sinngemäß: schnelles Augenrollen). Aufgrund der höheren Gehirnaktivität treten Träume in der Regel im REM-Schlaf auf. Außerdem sind die Muskeln kurzzeitig paralysiert und kontrollieren somit die Haltung und Körperbewegung.
Menschen mit Narkolepsie driften nach dem Einschlafen fast direkt in den REM-Schlaf. Zusätzlich können unfreiwillig kurze Bruchstücke des REM-Schlafs am Tage auftreten. Narkolepsie wird oft mit Schlafparalyse und Halluzinationen assoziiert, da die Muskeln paralysiert sind und Träume während des REM-Schlafs vorkommen.
AUSWIRKUNGEN
Betroffene von der Schlafstörung schlafen nicht mehr als andere Menschen. Das absolute Schlafpensum liegt im Durchschnitt, allerdings können sie das Timing des Schlafes nicht kontrollieren. Dadurch kann der Alltag erheblich beeinträchtigt werden. Es kann sogar gefährlich werden, weil die Schläfrigkeit jederzeit einsetzen kann, egal ob Sie gerade arbeiten, Sport treiben, lesen oder ein Gespräch führen. Stellen Sie sich vor Sie schlafen plötzlich beim Autofahren ein. Damit riskieren Sie nicht nur Ihr Leben, sondern auch das anderer. In manchen Ländern ist es daher verboten mit unbehandelter Narkolepsie zu fahren.
Glücklicherweise ist nur einer von 2000 Menschen von dieser Art von Narkolepsie betroffen. Anzeichen für Narkolepsie kommen häufiger bei Erwachsenen als bei Kindern vor. Narkolepsie bei Kindern ist extrem selten. Normalerweise startet es zwischen dem Alter von 15 bis 25 Jahren. Allerdings ist Narkolepsie häufig schwierig zu diagnostizieren und bleibt unbehandelt.
ANZEICHEN UND SYMPTOME
Die Anzeichen und Symptome von Narkolepsie äußern sich bei jedem anders. Manche sind regelmäßig davon betroffen, andere haben nur geringe Anzeichen. Die Symptome können über einige Jahre verteilt auftreten und sich langsam entwickeln oder aber auch ganz plötzlich im Zeitraum weniger Wochen.
Die Schlafstörung hat sechs primäre Symptome:
- Exzessive Tagesschläfrigkeit
Eines der ersten Anzeichen für Narkolepsie ist normalerweise eine extreme Schläfrigkeit am Tage. Sie fühlen sich tagsüber extrem schlaff und müde. Außerdem haben Sie Schwierigkeiten wach zu bleiben obwohl Sie nachts genügend Schlaf bekommen haben. Menschen mit extremer Tagschläfrigkeit haben Probleme sich zu konzentrieren und komplett zu funktionieren. Dies kann schnell zu Behinderungen im Alltag führen. Oft werden Betroffene auch fälschlicherweise für faul oder unhöflich gehalten.
- Schlafattacken
Auch Schlafattacken gehören zu den gängigsten Symptomen. Menschen mit Narkolepsie neigen dazu plötzlich in den Schlaf zu fallen, ohne jegliche Warnung, während jeglicher Aktivität, an jeglichem Ort und Zeit. Obwohl Schlafattacken häufig nach dem Essen einsetzen, kann es auch mitten im Gespräch dazu kommen. Die Schlafattacken können einige Sekunden oder Minuten andauern, aber auch bis zu einer halben Stunde, das ist von der Person abhängig. Wenn Narkolepsie nicht behandelt wird, können die Schlafattacken mehrere Male am Tag eintreten, welches das tägliche Leben von Betroffenen stark beeinträchtigt.
- Kataplexie
Kataplexie gilt als die spezifischste aller Symptome von Narkolepsie. Ungefähr ein Drittel aller Betroffenen von Narkolepsie leiden nicht unter Kataplexie. Das Symptom kann auch erst im späteren Verlauf von Narkolepsie auftreten. Die erste Attacke tritt meist nach mehreren Wochen oder Monaten von exzessiver Tagesmüdigkeit auf. Kataplexie bezeichnet einen plötzlichen und kurzfristigen Verlust der Muskelspannkraft im wachen Zustand. Die Dauer einer Kataplexie-Attacke variiert von einigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten. Es kann bis in alle Muskeln vordringen und sogar in einem Zusammenbruch resultieren. Allerdings kommt es auch vor, dass die Attacke nur bestimmte Muskelgruppen anfällt, zum Beispiel:
- Der Unterkiefer klappt herunter
- Der Kopf sackt ab
- Unkontrolliertes Zusammenbrechen der Beine
- Lallende Sprache
- Doppeltsehen oder Schwierigkeiten zu Fokussieren
Während dieser Attacke bleiben die Betroffenen vollkommen bei Bewusstsein, sogar wenn alle Muskeln ihre Spannung verlieren. Dadurch unterscheidet sich Kataplexie von Krampfanfällen. Allerdings ist es den Betroffenen während einer Attacke nicht möglich zu sprechen, sich zu bewegen oder die Augen offen zu halten. Kataplexie wird oft durch intensive Emotionen, so wie Gelächter, Aufgeregtheit, Überraschung oder Zorn ausgelöst. Manche Menschen werden sehr zurückhaltend und ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück, um die Attacken zu vermeiden. Attacken variieren allerdings auch bei unterschiedlichen Personen; manche haben sie nur ein oder zwei Mal im Jahr während andere jeden Tag darunter leiden.
- Schlafparalyse
Einige Betroffene der Narkolepsie erleben Episoden von Schlafparalyse als Symptom von Narkolepsie. Schlafparalyse beschreibt die kurzzeitige Bewegungs- und Sprachunfähigkeit wenn Sie erwachen oder einschlafen. Diese Episoden dauern in der Regel nur einige Sekunden oder Minuten. Schlafparalyse richtet keinen Schaden an, es kann jedoch sehr furchterregend sein. Schlafparalyse hat große Ähnlichkeit mit einer Kataplexie-Attacke bei der alle Muskeln involviert sind. In beiden Situationen bleiben Sie bei vollem Bewusstsein, sind aber kurzfristig gelähmt. Diese Art von temporärer Paralyse tritt meist im REM-Schlaf auf. In dieser Phase kommen auch die meisten Träume vor. Dadurch kommt es während der Schlafparalyse auch häufiger zu Halluzinationen. Die kurzfristige Lähmung verhindert, dass der Körper den Traum ausübt. Nach der Episode können Sie wieder sprechen und sich bewegen. Obwohl Sie keine Kontrolle über die Situation hatten, sind Sie sich sehr wohl bewusst darüber, was gerade passiert ist und können sich ohne Probleme daran erinnern.
Beachten Sie bitte, dass Menschen mit Schlafattacken nicht unbedingt unter Narkolepsie leiden. Andere Gründe dafür können unregelmäßige Schlafgewohnheiten oder Schlafmangel sein. Außerdem kommt Schlafparalyse meist bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen vor, währenddessen Anzeichen von Narkolepsie eher bei Erwachsenen als bei Kindern auftreten.
- Einschläfernde Halluzinationen
Halluzinationen können eine Nebenerscheinung von Schlafparalyse sein. Sie sind lebhaft, realistisch, bizarr und oft furchterregende Erfahrungen, die einem Traum sehr ähneln und während des Schlafs, beim Einschlafen oder auch in Wachphasen auftreten können. Man spricht von einschläfernden oder hypnagogen Halluzinationen wenn sie zu Beginn des Schlafes eintreten. Wenn sie während des Erwachens auftreten, spricht man von hypnopompischen Halluzinationen. Der Inhalt ist in der Regel visuell, aber auch andere Sinne können involviert sein.
- Abgebrochener Nachtschlaf (DNS)
Menschen mit Narkolepsie haben oft keine Schwierigkeiten beim Einschlafen. Stattdessen leiden sie unter abgebrochenem Schlaf in der Nacht. Abgebrochener Nachtschlaf (Englisch: „disturbed nighttime sleep“ = DNS) beschreibt die Unfähigkeit mehr als wenige Stunden am Stück schlafen zu können. Dadurch wachen Betroffene mehrere Male in der Nacht auf. Der Schlaf kann durch lebhafte Träume, Insomnie, Schlafreden oder periodische Beinbewegungen gestört werden. Das regelmäßige Erwachen in der Nacht hat zur Folge, dass Sie sich am nächsten Morgen nicht erholt fühlen und noch müde sind.
ANDERE ANZEICHEN UND SYMPTOME
Automatisches Verhalten
Die automatische Reaktion beschreibt, dass Sie eine Aktivität ausführen ohne es zu bemerken oder Sie sich kurze Zeit später nicht mehr daran erinnern können. Wenn Sie vorm dem Einschlafen auf Ihrem Mobiltelefon am Tippen gewesen sein, machen Sie möglicherweise weiter damit und betätigen zufällige Tasten auf Ihrer Tastatur. Sie funktionieren also weiter obwohl Sie schlafen, sind sich dessen aber nicht bewusst und funktionieren nicht gerade gut.
Gedächtnisschwäche
Gedächtnisschwäche beschreibt die Schwierigkeit, sich an jüngste Ereignisse, Aktionen oder Gespräche zu erinnern.
URSACHEN
Eine genaue Ursache für Narkolepsie haben Wissenschaftler noch nicht herausgefunden. Narkolepsie kann verschiedene Gründe haben. Viele Menschen mit Anzeichen und Symptome für Narkolepsie weisen einen niedrigen Level von Hypocretin (Orexin) auf. Hypokritin ist ein Neurotransmitter, der den Wachheitszustand und den REM-Schlaf reguliert.
Immunsystem
Experten vermuten, dass das Immunsystem den Teil des Gehirns angreift, welches Hypokritin produziert. Unter normalen Umständen zerstören Antikörper ausschließlich krankheitstragende Organismen und Toxine. Wenn die Antikörper jedoch versehentlich gesunde Zellen oder gesundes Gewebe attackieren, spricht man von einer autoimmunen Reaktion. Dies erklärt die Mangelproduktion an Hypokritin. Bei den Menschen, die Kataplexie erleben, ist der Hypokritin-Level ungewöhnlich niedrig.
Das erklärt allerdings nicht die Gründe für Menschen, die Narkolepsie haben, aber nicht unter Kataplexie leiden und auch nicht für diejenigen mit Narkolepsie, die normale Levels an Hypokritin vorweisen.
Angeborener, genetischer Fehler
In manchen Fällen kann Narkolepsie auch genetische Ursachen haben. Zehn Prozent aller Narkolepsie-Betroffenen, die unter Kataplexie leiden, haben angegeben einen nahen Verwandten mit den gleichen Symptomen zu haben. Allerdings weist Narkolepsie kein Muster von Vererbbarkeit auf. Das Risiko die Krankheit zu entwickeln ist bei Eltern, Geschwistern und Kindern von Menschen mit Narkolepsie und Kataplexie vierzig Mal höher als bei der generellen Bevölkerung. In sehr seltenen Fällen wird die Krankheit durch einen genetischen Defekt ausgelöst, der die normale Produktion von Hypokritin verhindert.
Andere mögliche Ursachen für Narkolepsie sind:
- Hormonveränderungen (wie Pubertät oder Menopause/Wechseljahre)
- Signifikanter psychologischer Stress
- Änderung der Schlafgewohnheiten
- Infektionen wie die Grippe oder Streptokokken
- Grippeimpfung Pandremix
Studien haben ergeben, dass eine mögliche Verbindung zwischen der Aufnahme des H1N1 Virus (Schweinegrippe) und einem bestimmten Impfstoff für H1N1, Pandemrix, gibt. Es ist noch nicht bestätigt, ob der Virus direkt Narkolepsie auslösen kann oder ob die Belastung mit dem Virus die Wahrscheinlichkeit von Narkolepsie erhöht. Pandremix wird daher nicht mehr an Menschen unter 20 Jahren gegeben.
BEHANDLUNG
Derzeit gibt es keine Heilung oder natürliche Heilmittel für Narkolepsie. Allerdings können manche Anzeichen und Symptome von Narkolepsie durch Medikamente oder Veränderungen im Lebensstil behandelt werden. Dadurch können Krankheitsauswirkungen auf Ihr tägliches Leben minimiert werden.
Anpassungen im Lebensstil
Bei leichten Fällen von Narkolepsie können schon Anpassungen des Lebensstils helfen, zum Beispiel:
- Machen Sie kurze, regelmäßige Nickerchen am Tag (ziehen Sie einen Experten zu Hilfe, der Ihnen einen Plan entwickelt, der an Ihre anderen Aktivitäten angepasst ist)
- Gestalten Sie und halten Sie sich an einen strikten Schlafplan (stehen Sie jeden Tag zur gleichen Zeit auf und gehen auch zur gleichen Zeit ins Bett)
- Halten Sie Ihre Schlafumgebung ruhig, sauber, gemütlich und kühl. Vermeiden Sie Ablenkungen
- Treiben Sie regelmäßig Sport, vermeiden Sie die Übungen jedoch einige Stunden vor dem Zubettgehen
- Vermeiden Sie Koffein, Alkohol oder Rauchen vor dem Zubettgehen
- Essen Sie keine großen Mahlzeiten vor dem Zubettgehen
Außerdem ist es wichtig die Personen in Ihrem Umfeld über Ihre Krankheit zu informieren. Für andere kann es schwer sein Narkolepsie zu verstehen. Wenn die Personen kein Wissen über Narkolepsie haben, kann eine Kataplexie- oder Schlafattacke sehr furchteinflößend auf sie wirken.
An Ihrem Arbeitsplatz denken andere Menschen vielleicht Sie seien faul oder unhöflich. Daher ist es äußerst wichtig, dass Sie Ihren Chef und Ihre Kollegen über Ihre Krankheit informieren, um Missverständnisse zu vermeiden. Das gleiche gilt für die Umgebung in der Schule, informieren Sie die Lehrer über den Zustand, damit das Verhalten Ihres Kindes nicht als faul eingestuft wird.
Außerdem ist es ratsam eine Beratungsstelle zu besuchen, die Ihnen Ratschläge für zukünftige Berufe, Anpassungen am Arbeitsplatz oder in der Schule und finanzielle oder soziale Probleme gibt. Treten Sie einer Gruppe bei, in der sich Betroffene gegenseitig helfen und Tipps für das Umgehen mit der Krankheit austauschen.
Medikamente
Bei schlimmeren Symptomen von Narkolepsie werden Ihnen in der Regel Medikamente verschrieben.
- Anregungsmittel
Anregungsmittel erhöhen die Aufmerksamkeit und reduzieren exzessive Tagschläfrigkeit.
Nebeneffekte: Kopfschmerzen, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, Nervosität, Insomnie, Übelkeit oder ein unregelmäßiger Herzschlag
- Natriumoxybat
Natriumoxybat wird oft zur Reduzierung von exzessiver Tagschläfrigkeit verschrieben oder um gestörten Nachtschlaf zu verbessern.
Nebeneffekte: Übelkeit, exzessive Beruhigung, Durchfall, Erbrechen, Stimmungsschwankungen und Bettnässen.
- Antidepressiva
(Trizyklika, selektive Serotonin- und noradrenerge Winderaufnahmehemmer)
Antidepressiva werden häufig zur Behandlung von Halluzinationen, Kataplexie und Schlafparalyse verwendet.
Nebeneffekte: Übelkeit, Ängstlichkeit, verminderte Emotionen, Gewichtszunahme, Trägheit, sexuelle Funktionsstörung und Veränderungen des Blutdrucks
Naturheilmittel für Narkolepsie
Wenn Sie aufgrund der Nebeneffekte keine Medikamente nehmen wollen, können Sie auf Naturheilmittel zurückgreifen. Unten haben wir für Sie einige Kräuter gelistet, die Narkolepsie und andere Schlafstörungen lindern.
- Tigerkraut/asiatisches Sumpfpfennigkraut
- Indische Samtpappel
- Ginkgo
- Naturheilkunde
- Abstehendes Johanniskraut